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¡ Hola Alemania !
Am Montag Abend (21.11.) machten wir uns also mit dem Nachtbus auf den
Weg in la capital Sucre. Allerdings mussten wir schon vor der Abfahrt
feststellen, das man uns am Vortag die falschen Fahrkarten verkauft
hatte, da gar kein normaler Nachtbus zu dieser Zeit fuhr. Wir zahlten
also nach und erwarben 2 Tickets fuer einen Cama-Bus (mit Schlafsitzen)
und wurden von einem, heftig Stress verbreitenden, Mitarbeiter 45 Minuten
vor Abfahrt zum Bus, wobei er stets darauf achtete uns nicht
die Tickets auszuhaendigen. Im Bus angekommen wollte er natuerlich dafuer
auch noch ein kleines propina (Trinkgeld). Was sollten wir machen? Mit
einem Hungerlohn verabschiedeten wir ihn und hatten endlich unsere Ruhe.
Die 10 stuendige Nachtfahrt verzoegerte sich nur unwesentlich auf
19 1/2 Stunden!
Angefangen hatte alles mit einer 3-maligen naechtlichen Reifenpanne
auf der Schotterpiste zur Hauptstadt, was uns schon zu dem Ergebnis
kommen liess, mit reichlich Verspaetung anzukommen. Geplant war dann
allerdings nicht in knalliger Sonne von 9.00 bis 14.30 wegen 4-fachem
Erdrutsch stecken zu bleiben, da dadurch die Strasse unpassierbar
geworden war.
Aus dem nur noch 20 km entfernten Sucre
rueckten jetzt also fleissige Helfer an, die das Geroell auf der Strasse
vermassen und dann mit Raupe und Bagger passierbar machten. So kamen
wir dann doch noch am Nachmittag in Sucre an.
Sucre, gelegen in einem Tal und umgeben von niedrigen Bergen, ist
mit ihren 100000 Einwohnern eine relativ kleine Stadt. Das Zentrum
hat durch zahlreiche Kirchen und alte Herrenhaeuser noch viel aus
der Kolonialzeit behalten, wobei wenn man dies abgelaufen ist, das
Schoene von Sucre auch schon hinter sich hat.
Am 6. August 1825 wurde hier die Unabhaengigkeit ausgerufen und die
neue Republik nach ihrem Befreier Simón Bolivar benannt.
Mit einer Art von trotzigem Stolz legen die Einwohner Wert darauf,
dass ihre Stadt immer noch der richtige Sitz der bolivianischen Regierung
ist.
Am Donnerstag fuhren wir tagsueber ins 4 1/2 Stunden entfernte Potosí
und bewaeltigten dabei wieder einen Hoehenanstieg von 2800 m auf ueber
4000 m.
Als wir uns innerhalb von 30 Minuten die 5 Strassen der Innenstadt
angesehen hatten kamen wir zu dem Entschluss, das man hier nicht laenger
bleiben muss als noetig. Allerdings wollten wir noch unbedingt eine
dieser beruechtigten Silberminen von innen sehen!
Die Geschichte von Potosí, sein Ruhm und Glanz, aber auch seine Tragik
und sein Schrecken, sind eng mit dem Silber verbunden. Die Stadt wurde
im Jahr 1545 kurz nach der Entdeckung von Silberadern in einem nahegelegenen
Berg mit Blick ueber die Stadt, dem Cerro Rico, gegruendet. Die Vorkommen
erwiesen sich als so reich, dass die Minen schnell zu den ertragreichsten
der Welt wurden. Trotz der Lage in einer Hoehe von 4070 m bluehte
Potosí auf und entwickelte sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
zur groessten wie auch zur wohlhabendsten Stadt Suedamerikas. Dieser
Boom sollte jedoch nicht ewig dauern. Um die Wende des 19. Jahrhunderts
ging die Ausbeute aus den Silberadern zur Neige, woraufhin der Niedergang
der Stadt seinen Lauf nahm. Der Abbau von Silber wird heute nur noch
in wesentlich geringerem Ausmass als waehrend der Kolonialzeit fortgesetzt,
wobei die Arbeit in der Mine jetzt genossenschaftlich, aber noch unter
genauso katastrophalen und erschreckenden Arbeitsbedingungen stattfindet.
Am Freitag unternahmen wir eine organisierte Tour zu einer der Silberminen und wurden dafuer in eine schmuddelige Hose, Jacke, Gummistiefel und
Helm mit Lampe gehuellt. Wir kauften auf dem Weg zur Mine noch 2 Stangen
Dynamit mit Zuendschnur und Sprengstoffverstaerker, waehrend die anderen
4 von uns (2 Kanadier und 2 Argentinier) Cocablaetter und Saft fuer
die Minenarbeiter erwarben.
Zur Zeit arbeiten knapp 11 000 Maenner in der Silbermine und nach
ca.10 Jahren Bergbauarbeit sind die meisten von ihnen tot.
10%-15% der Einnahmen von Touris (Tourgebuehr) geht an eine Art Gesundheitsfonds fuer Minenarbeiter.
An der Mine angekommen gingen, teilweise krochen wir durch die Stollen,
wobei es anfangs noch recht matschig in der Mine war, was sich spaeter
zu einer staubigen bis zu 35°C heissen Hoehle aenderte. Gluecklicherweise
hatten wir uns zuvor noch jeder einen Mundschutz gekauft, damit wir
nicht wie die meisten Minenarbeiter an einer Staublunge verrecken.
Dirk stoerte nur der Staub in der Luft, waehrend ich mit teilweise
40er Atemfrequenzen gut beschaeftigt war. Wir machten Halt beim Gott
der Minenarbeiter, besuchten Minenarbeiter bei ihrer nicht beneidenswerten
Arbeit, schenkten ihnen das Dynamit und die Cocablaetter und erblickten
nach 2 1/2 Stunden endlich das Tageslicht wieder.
Samstag machten wir uns Mittags auf den Weg nach Uyuni, was sich fuer
mich nicht sehr witzig gestaltete, da ich mit meinem Kater vom Vorabend
zu kaempfen hatte.
Uyuni wird in unserem Reisefuehrer als groesster und bedeutenster
Ort im suedwestlichen Bolivien beschrieben, was man allerdings sehr
relativ bewerten kann.
Die Aussage als eine normalerweise windige und wenig anziehende Wuestengemeinde
koennen wir hingegen beide bestaetigen.
Der Grund weswegen wir hier sind ist allerdings auch nur der Salar
de Uyuni, der sich in unmittelbarer Umgebung befindet.
Der Salar de Uyuni, eine riesige Salzpfanne auf einer Hoehe von 3653
m, erstreckt sich ueber ein Gebiet von ca. 12000 Quadratkilometern
(17 mal groesser als der Bodensee). Er war einst Teil eines praehistorischen
Salzsees, des Lago Minchín, der den groessten Teil des suedwestlichen
Boliviens bedeckte. Als er austrocknete, liess er eine Reihe von "Pfuetzen"
zurueck, den Poopó-See und den Uru-Uru-See, sowie verschiedene Salzpfannen,
darunter den Salar de Uyuni und den Salar de Coipasa. Zahlreiche Pfade
fuehren kreuz und quer ueber den Salar und verbinden die Doerfer an
seinen Raendern.
Sein Salzreichtum wird auf ungefaehr 10 Milliarden Tonnen geschaetzt.
Jaehrlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Industriestaedte
transportiert.
Von ca. Juli bis zum Beginn der Regenzeit ist der Salar de Uyuni trocken.
Die bis zu 30 m maechtige Salzkruste kann dann begangen und befahren
werden.
In Wabenform kristallisiert das Salz an der Oberflaeche. Tief unten
ist immer noch Wasser, es dringt nach oben, verdunstet und sorgt so
fuer die immer frischen Muster. Weisses Salz wohin man blickt, bis
ueber den Horizont hinaus. Inmitten dieses Salzsees liegt die gruene
Isla de Pescada (Fischinsel), die mit vielen grossen Kakteen bewachsen
ist, die bis zu 12,5 m gross werden koennen.
Am Montag machten wir uns also mit einem Jeep und einer 1 stuendigen
Verspaetung auf den Weg zu unserer Tagestour zum weltgroessten Salar.
Den Preis fuer die Tour konnten wir um 10 US$ auf 30 US$ fuer uns
2 runterhandeln.
Wir fuhren zuerst in eine Wuestengemeinde namens Colchani, wo wir
uns ansehen konnten wie Salz gewonnen wird und nebenbei auch haetten
Souveniers aus Salz erstehen koennen. Weiter gings quer ueber den
Salar bis uns ... na klar ... mal wieder eine Reifenpanne stoppte. Diesmal
war das aber alles schnell geloest und wir fuhren weiter zum Salzhotel
Playa Blanca. Saemtliche Moebel und das gesamte Haus wurden nur aus
Salzbloecken erbaut.
Von dort fuhren wir zur Isla de Pescado, zahlten einen kleinen Obulus
Eintritt und kletterten auf der aus Felsen und alten Korallenbaenken
bestehenden Insel herum. Nach einer ausgepraegten Fotosession nahmen
wir dort noch ein vom Veranstalter gestellten Snack zu uns und fuhren
in eine andere Richtung ueber den nicht enden scheinenden Salzsee
zum Vulcan Tunupa. Die Wanderung dort sparten wir uns, da wir fuer
das Geld noch nicht mal bis zum Krater gekommen waeren und ein paar
weitere Mumien auf dieser Reise uns nicht reizten. Im Anschluss machten
wir uns auf den Rueckweg, hielten noch einmal bei ein paar blubbernden
Pfuetzen und wurden 18.30 wieder an unserer Hospedaje abgesetzt.
Unser jetziges Problem besteht aus der Fahrt ueber die chilenischen
Grenze. Die von uns favorisierte Bahnverbindung von 3700 m auf 2700
m nach Calama (Chile) besteht nur Montags. Die Busse fahren nur Donnerstag
nachts halb 4 und saemtliche Tourenanbieter die la frontera passieren,
bieten nur eine 3 Tages Tour mit unserem gestrigen Ausflug an. Nach
ewig langem hin und her haben wir uns jetzt dazu durchgerungen, uns
hier noch irgendwie 2 Tage zu beschaeftigen (schnarch) und Donnerstag
frueh halb 4 mit dem Zug bis ein paar Kilometer vor die Grenze zu
fahren und dort auf einen Anschluss nach Chile zu hoffen.
Unseren Ausreisestempel bekamen wir heute schon mal vorsorglich auf
den 1. Dezember datiert in den Pass gedrueckt.
Bis demnaechst dann aus Chile!
Alles Liebe
Dirk & Romy
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