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¡ Buenos Dias, Tardes or Noches Amigos !
Eigentlich wollte ich ja einen Abschlussbericht zu Perú schreiben, was mir aber, nach dem wir nun schon seit 2 Wochen in Bolivien sind und in der Zwischenzeit auch schon eine Menge erlebt haben, ziemlich sinnlos erscheint.
Eventuell werde ich dann Anfang Dezember mal einen Versuch wagen, die letzten 3 Monate Revue passieren zu lassen.
Machu Picchu war ja unser letzter Bericht, so dass ich an diesen auch
anknuepfen werde.
Mein 1 1/2 Sixpack in Puno (Perú), beim letzten Tagebucheintrag, vertrug ich ganz gut, so dass wir uns wohlausgeruht am naechsten Tag auf den Weg nach Bolivien machen konnten.
Am Tag vorher ist aber auf alle Faelle noch erwaehnenswert, das wir einen Ausflug zu den Schilfinseln der Uros machten.
Diese liegen im Norden der Bucht von Puno, bestehen aus Totora und werden von zweitausend Uros, die sich selbst "kot-suña" (Volk des Sees) nennen, bewohnt. Der Name bedeutet, dass sie "schwarzes Blut haben", nicht ertrinken koennen und keine Kaelte spueren.
Urspruenglich begannen die Uros schwimmende Inseln zu bauen, um sich z.B. vor den kriegerischen Inkas zu schuetzen bzw. zu verbergen. Die Inseln bestehen aus kreuzweise aufgebrachten Lagen Totora-Schilf.
Immer wenn ein Angriff drohte, wurde die Verankerung geloest und die Uros zogen sich mit den Inseln auf das Innere des Sees zurueck. Das Totora-Schilf wurde zu einer wichtigen Lebensgrundlage.
Die Boote für den Fischfang und Matten für den Bau der einfachen Huetten bestehen daraus. Den Geschmack, obwohl wir es selbst kosteten, kann man allerdings nur schwer oder gar nicht beschreiben.
Die Uros sind sehr stolz auf ihr traditionelles Lebensweise und lehnen es strikt ab, auf das Festland ueberzusiedeln. Allerdings haben sie den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt und erlauben heute Besuchern die schwankenden Inseln zu besuchen.
Joooooh,
das nutzten wir fuer eine Besichtigung, wenn wir uns dabei auch wie die letzten Touristen vorkamen. Das es sich aber trotzdem gelohnt hat, koennt ihr ja an den Bildern im Fotoalbum erkennen.
Die Grenzformalitaeten von Perú nach Bolivien gestalteten sich wohltuend entspannt, obwohl wir, wahrscheinlich wegen der anstehenden vorgezogenen Wahlen, nur einen Einreisestempel fuer 30 Tage erhielten.
In Copacabana angekommen, ueberraschte uns, dass das am Titicacasee gelegene Oertchen, erst einmal mit einer vollkommen entspannten Atmosphaere aufwartete.
Zum Teil wirkte der Ort wie eine Hippiekommune, da ueberall und vor allem an der zum See gelegenen Strasse, europaeisch oder nordamerikanisch aussehende Leutchen selbstgebastelte Kettchen, Schmuck und sonstigen Troedel verkauften.
Auf alle Faelle fuehlten wir uns sofort sehr wohl und genossen den Nachmittag ersteinmal an einem der zahlreich am Strand vorhandenen Freisitze, deren hauptsaechliche Spezialitaet darin bestand, Trucha (Titicacaseeforelle) und Bier zu servieren.
... uns war es recht.
Nachdem wir 2 Tage in dem Staedtchen verbracht hatten, liessen wir uns von einem Boot auf die Isla del Sol schiffen und verbrachten dort den ersten Tag beim Faulenzen und den Zweiten bei einer 15 km Wanderung, entlang an wunderschoenen Ausblicken und historischen Steinen. Der Legende nach war es auf der Isla del Sol, Viracocha, der weisse baertige Gott, der auf mystische Weise erschien und die ersten Inkas, Manco Cápac und seine Schwesterfrau Mama Oclla, erschuf.
Wie dem auch sei, genossen wir eine entspannte und erholsame Zeit
auf der Isla del Sol, bevor wir uns auf den Weg zurueck nach Copacabana
und anschliessend nach La Paz machten.
Imposant in einem Kessel gelegen, bekommt man schon bei der Anfahrt
einen schoenen Eindruck von der 1 Million Einwohner zaehlenden heimlichen
Hauptstadt Boliviens. Die Stadtteile ziehen sich vom Altiplano, mit
dem hoechsten internationalen Flughafen auf 4085 m, hinunter in den
Talkessel bis auf 3100 m und im Hintergrund sieht man den Illimani
mit seinen 6400 m aufragen.
Wir beschaeftigten uns die ersten 2 Tage mit dem Erkunden der Stadt
und unternahmen am Donnerstag einen Ausflug zum etwa 30 km von La
Paz entfernten Berg Chacaltaya sowie zum Valle de la Luna.
Das Chacaltaya Skigebiet liegt auf 5350 m in der Koenigskordillere
und war bis vor kurzen das hoechste erschlossene Skigebiet der Welt.
Wegen des El Niño-Effekts schmolz der Chacaltaya-Gletscher zwischen
1963 und 1983 im Schnitt um 0,6 Meter jaehrlich und in der Zeit bis 2003
dann bereits um 1,2 Meter pro Jahr, so dass der Schlepplift inzwischen
abgebaut wurde, da Skifahren nicht mehr moeglich ist. 40 Prozent seiner
Dicke und zwei Drittel seines Volumens hat der Chacaltayagletscher
in den 90er Jahren eingebuesst.
Von der 1940 dort errichteten Skihuette wanderten wir noch 130 Hoehenmeter
auf den Gipfel, von wo aus wir einen wunderbaren Ausblick auf das
Altiplano hatten und sogar den Titicacasee in der Ferne erkennen konnten.
Danach gings zum Valle de la Luna (Mondtal).
Dies liegt am Rande von La Paz und hier haben sich durch jahrtausendlange
Erosionen bizarre Erd- und Steintuerme, Saeulenpyramiden und Felspilze
gebildet. Ein wenig erinnerte mich das ganze an den Bryce Canyon in
Utah, nur hier als Miniaturausgabe aehnlich dem Kleinen Erzgebirge in Sachsen.
Fuer Freitag hatten wir dann eine 64km lange Mountainbiketour auf
dem Camino de la Muerte gebucht. Carlos, der Brasilianer vom Inka-Trail,
hatte schon davon geschwaermt, nur war uns das ganze mit 50 US-Dollar
ein wenig zu teuer. Schliesslich siegte dann aber doch die Abenteuerlust
und wir buchten die Tour fuer 38 $.
Der Camino de la Muerte (Death Road, Todesstrasse) traegt seinen Namen
nicht zu unrecht. Jaehrlich verungluecken ueber 100 Menschen (darunter
im Schnitt auch 3 Mountainbiker pro Jahr) auf dem nur etwa 30 km langen,
wirklich gefaehrlichen Stueck der Strecke. Dort ist der Weg nur 3
m breit, durch zahlreiche Wasserfaelle schmierig und zur Linken gaehnt
ein bis zu Tausend Meter tiefer Abgrund. Auf Grund einer Serie tragischer
Ungluecke in den 80er Jahren - darunter auch der bis heute schwerste
Unfall in der Geschichte Bolivens, als im Juli 1983 der Fahrer eines
Neunachsers die Kontrolle ueber seinen Truck verlor und mit 100 Passagieren
in den Tod stuerzte - hatte sich die Regierung entschlossen, auf dem
Camino de la Muerte Linksverkehr einzufuehren. Das dies allerdings
auch nur bedingt zur Erhoehung der Sicherheit beigetragen hat, konnten
wir durch unseren Guide erfahren, der berichtete, dass in den letzten
2 Tagen 2 LKWs in die Schlucht gestuerzt seien.
Der Gefahren bewusst und deshalb auch mit einer gehoerigen Portion
Respekt ausgestattet, machten wir uns trotzdem wohlgemut auf den Weg.
Zum Fruehstueck hatten wir schon unsere Ausruestung, die aus einem
Helm, einer Regenjacke, einer Radlerhose, einem Trikot, sowie ein
Paar Handschuhen bestand, erhalten, so dass wir diese Utensilien nun
nach einer Stunde Fahrt mit dem Jeep des Veranstalters am Ausgangspunkt
unserer Downhill-Tour, auf 4640 m Hoehe, anlegen konnten. br> 9.00
ging es dann los und die ersten 24 km der Tour fuehrten auf asphaltierter
Strasse entlang, so dass man sich ersteinmal an das ungewohnte Rad
und die staendige Bremserei gewohnen konnte.
Ein kleinerer und ein groesserer Anstieg waren dabei zwischendurch auch zu bewaeltigen, so dass viele in dieser Hoehe ganz schoen aus der Puste kamen und die erste Pause bei einem Schokoriegel und einer Banane hustend und keuchend verbrachten.
Kurz danach hoerte dann der Asphalt auf und die eigentliche gefaehrliche Strecke begann. Es wurde noch schnell ein Gruppenbild geschossen (der Veranstalter wird schon wissen warum) und vorsichtig tastete man sich staendig bremsend auf dem holprigen und schmalen Pfad entlang, der zu allem Ueberfluss auf den ersten Kilometern noch in eine dichte Wolkenwand gehuellt war.
Ein Guide fuehrte die Truppe an, ein anderer fuhr staendig hin und her und machte Fotos, waehrend ein anderer das Ende unserer Kolonne bildete und hinter den ganz Vorsichtigen herfuhr.

Jeder versuchte dann auf seine Art mit den Gegebenheiten zurecht zu kommen, mal wurde einem Auto Platz gemacht, mal ein LKW ueberholt und hin und wieder wurde eine Pause eingelegt, um die vom bremsen schmerzenden Unterarme ein wenig zu entlasten.
Waehrend der letzten groesseren Pause, etwa 10 km vom Ziel entfernt, bekamen wir noch einen Snack serviert, sowie einen Mundschutz ueberreicht, der sich auf der nun folgenden, sich schon im Dschungel befindenden Staubstrecke, als unentbehrlich erweisen sollte.
Das ich im Anschluss durch meine mit einer dicken Staubschicht bedeckten Brille ueberhaupt noch was erkennen konnte, war schon ein kleines Wunder.
In Yolosa, einem Dorf bestehend aus ein paar Imbissbuden, goennten wir uns dann ersteinmal ein kuehles Bier bzw. una Cola frio, bevor wir dann mit dem Jeep zu einer Hotelanlage in Coroico gebracht wurden, wo wir duschen und uns danach am warmen Buffet bedienen konnten.
Anschliessend gammelten wir noch ein wenig am Pool ab und wurden schliesslich mit dem Jeep in umgekehrter Richtung auf dem Camino de la Muerte zurueck nach La Paz gebracht, wo wir Abends gegen halb 9 ankamen.
Der naechste Vormittag hielt dann ein weiteres Erlebnis, allerdings etwas anderer Natur bereit.
Da in Bolivien die Post wesentlich preiswerter als in den vorangegangenen Laendern ist, beschlossen wir 2 Pakete mit ueberfluessigen bzw. hier gekauften Sachen, sowie ein Paeckchen mit unseren Foto-CDs nach Deutschland zu schicken. Nachdem wir uns 3 passende Kartons besorgt hatten und diese auch gut verpackt zur Post gebracht hatten, mussten wir uns allerdings ersteinmal mit den hier vorherrschenden Regeln fuer die Aufgabe einer Postfrachtsendung auseinander setzen.
Erst muss man naemlich den Inhalt des Paketes von einem Beamten begutachten
lassen. Wir hatten natuerlich schon alles verklebt, waehrend andere
cleverer waren und mit Plastikbeuteln ankamen, deren Inhalt sie dann
von dem ebenfalls im Postamt angebotenen Verpack- und Inleineneinnaehservice
Versandgerecht zubereiten liessen. Als naechstes holt man sich einen
Stempel im Nachbarbuero (fuer was weiss der Kuckuck) und als Drittes
geht man dann an einen Schalter, wo man ein Formular erhaelt, dass man
in 6-facher Ausfuehrung ausfuellt und mit dem man dann wieder zum vorherigen
Buero geht, wo ein eifriger Beamter dann einen Stempel auf das Paket
und einen auf jedes Formular macht.
Hat man dies geschafft, schliesst die Post!
Nein, wir hatten Glueck!
Zwar musste der Stempel schon wieder aus dem Tresor(!!!) geholt werden und obwohl schon 20 Minuten ueber der Schliesszeit, nahm die Christel von der Post (quasi schon im Mantel) am Formular-, Stempel-, Geld und Paketabnahmeschalter unsere Fracht freundlicherweise doch noch an.
Nun hoffen wir, dass die ganzen Stempelei auch seinen Zweck erfuellt hat und die Pakete ankommen.
Abends fuhren wir dann mit dem Nachtbus ins etwa 400 km entfernte Cochabamba, was sich allerdings als ziemlich trostloses Nest herausstellte, so dass wir uns nachher (wieder mit einen Nachtbus) auf den Weg nach Sucre (der offiziellen Hauptstadt Boliviens) machen werden.
Seid lieb gegruesst,
und bis demnaechst
Romy & Dirk
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